Alles begann an einem milden Frühlingstag, an dem ein heimtückischer Vulkan auf Island mit all seiner Macht eine riesige, dicke, schwarze Wolke an den Himmel malte – somit alle Flugzeuge auf dem amerikanischen und europäischen Kontinent auf den Boden zwang. Das Grollen der Turbinen verstummte. Keine transatlantischen Flüge mehr. Nichts ging mehr – da war sie, die schwarze Skulptur am Himmelszelt, die unsere Rückkehr nach Hause unmöglich machte.
Diese Reise wurde völlig unvermutet zu einem verlängerten Zwangsurlaub im Hause unserer Freundinnen KJ und Lisa Upstate New York am Hudson River.
Am Ende unseres Aufenthaltes in Manhattan, vor unserer Rückkehr nach Frankreich, hatten Ralf und ich geplant, die letzten Tage in KJs und Lisas Haus zu verbringen. Wir hatten uns wie Kinder darauf gefreut, am Ende unserer Reise erneut in die Welt der Musik einzutauchen, exklusiv zu Hause bei einer so außergewöhnlichen Musikerin, KJ Denhert.
KJ fuhr mit ihrem Auto nach Manhattan, um uns in unserem Hotel in Tribeca abzuholen, verblüfft von den Nachrichten, die überall zu hören und zu lesen waren: Flugzeuge überall in den USA und Europa waren gezwungen, aufgrund dieser enormen Aschewolke, die den Himmel auf unbestimmte Zeit regierte, am Boden zu bleiben. Wir realisierten keineswegs die Konsequenzen dieser Naturgewalt. Zu diesem Zeitpunkt freuten wir uns nur darauf, die Zeit mit Musik und unseren liebenswerten Freundinnen zu verbringen, die uns die Türe zu ihrem Heim geöffnet hatten.
Diese Naturgewalt offerierte uns völlig unerwartet diese extra Tage mit improvisierter Musik, Lachen und traumhaften Spaziergängen am Hudson River. Wir beugten uns dieser feurigen Macht – mit Respekt und Dankbarkeit.
Die Tage vergingen, jeder Tag mit neuen Flugverboten. Morgen, Übermorgen, in einer Woche oder in drei Monaten? Wir hatten keine Idee, wann wir wieder nach Hause zurückkehren werden! KJ versuchte alles, um die neuesten Informationen über das Wetter und die Voraussagen für den Flugverkehr zu erhaschen, während sie sich über jeden gewonnenen Tag, den sie mit uns verbringen konnte, freute …
Zu diesem Zeitpunkt fragte uns Bettina, eine enge, gemeinsame Freundin: ‘Was würdet Ihr eigentlich machen, wenn Ihr gar nicht mehr nach Hause kämt?’ Danke Bettina für diese Einladung! Völlig perplex standen wir da und uns wurde schnell klar, dass wir unsere bisherigen beruflichen Aktivitäten in den USA gar nicht ausüben konnten. Wir wussten sofort, dass wir am liebsten das teilen würden, was in unserem Herzen schlägt – die Liebe zur Musik, zum Essen, mit all seinen Melodien des Gaumens und den gemeinsamen Momenten, in denen wir das Erlebte mit unseren Freunden teilen durften. ‘Bouillon de Notes’ war geboren.
Wer sind wir?
Mein Name ist Liên zusammen mit meinem talentierten Freund und Ehemann Ralf.
Ich wuchs umgeben von Liebhabern des Geschmacks auf, dort, wo die Zeit der Vorbereitung des Essens für die Familie und Freunde so wertvoll war, wie die Zeit, die man beim Essen gemeinsam verbrachte. Dort, wo die kulturelle und kulinarische Vielfalt – aus Asien, Frankreich und Italien – unseren Gaumen verwöhnte: pikant, duftend, von den Vorfahren an die Kinder weitergegeben.
Ich rieche noch heute den Duft aus der Küche, der sich durch den Korridor in mein Zimmer und meine Nase schlich und mich sanft erwachen ließ. Mein Großvater war Bäcker und Konditor. Er brachte mir seine frischen Madeleines mit Orangenblütenwasser und eine Tasse heiße Schokolade zum Frühstück.
Mit einer weißen Schürze um seinen Bauch gebunden setzte er sich zu mir und erzählte von der Magie eines aufgehenden Teiges, der Kunst des Faltens eines Blätterteigs und den Phasen, wie lange ein Teig ruhen muss. Um ehrlich zu sein, ich verstand damals nicht allzu viel, aber ich wurde nie müde, ihm zuzuhören, so sehr war ich vom Aroma der Madeleines und den im Ofen backenden Croissants hypnotisiert.
Er offenbarte mir das heutige Tagesmenü: die Rotbarben holten wir direkt bei den Fischern am Hafen, er zeigte mir, welche Kräuter wir brauchten und wer sie auf dem Markt verkaufte, in welchen Straßen Marseilles diese und jene Zutaten zu finden waren. Nicht zu vergessen, das frische und knusprige Baguette um 11.00 Uhr in den Ofen zu schieben, damit es frisch zum Mittagessen auf dem Tisch stand. Seine Geschichten machten mir das Aufwachen angenehm und half mir, die brütende Hitze zu ertragen, die uns im Sommer schon am späten Vormittag zu erdrücken schien.
Was mir von meiner Kindheit in Erinnerung bleibt ist, mir Zeit zu nehmen für das, was ich tue, die einfachen Dinge und gemeinsamen Momente zu schätzen, die Zeit zu respektieren, die es braucht, ein Essen vorzubereiten, um es später mit anderen zu teilen.
Ralf ist Lächeln, Lebensfreude und verliebt in die Musik. Schon als 3jaehriger konnte er Stunden auf dem Klavierhocker seiner Tante verbringen, die Konzertpianistin war, seine Mutter spielte Klavier und Gitarre, sein Vater sang Tenor. Gespannt auf jede Note verfolgte er das verwirrende Spiel der Finger auf den weißen und schwarzen Tasten. Rhythmus und Musikalität leben in ihm, schon früh lernte er verschiedene Instrumente. Das Instrument, welches ihn am meisten begeisterte und bis heute begleitet, ist der Bass. Oder sollte ich besser sagen, der Bass hat ihn gefunden?
Der Bass eröffnete ihm die Welt des Jazz und deren Musiker. Der Jazz, in dem er die Freiheit und den Raum für Improvisationen fand, der ihm das Ohr für die verschiedensten Klänge öffnete und die Neugier weckte, die Musik von ihrem Ursprung her kennen zu lernen. So kam es, wie es kommen musste:
New York City, Wiege des Jazz, atemberaubend mit all seinem Reichtum an Musikalität und Kreativität. Ralf und die Musiker, die diese Gabe hatten, kamen sich näher. Er lernte von ihnen und ihren Auftritten, sie erfüllten sein Herz mit Glück und neuen Ideen – bis heute.
Es ist die Faszination für die verschiedenen Noten, kulinarisch wie musikalisch, die ‘Bouillon de Notes’ ins Leben gerufen haben. Dank der vielen improvisierten Sessions, der Neugierde, Neues zu entdecken, zu hoeren und zu schmecken, wollen wir ein bisschen davon mit anderen teilen.
Sei es während den Sessions in unserem Appartement im Herzen des Elsass, Frankreich, oder in unserem Studio in Freiburg, Deutschland – jeder gibt etwas von sich durch sein Instrument oder der Bereitschaft zu helfen, ‘Bouillon de Notes’ wahr werden zu lassen. Ich kann der Musik durch meine kulinarischen Genüsse eine weitere Note dazu geben.
Und da sind die besonderen Momente Upstate New York bei KJ, die uns ihre neuesten Kompositionen auf ihrer schwarzen Gitarre vorspielt, sei es während eines Barbecue oder zu einem meiner Apfel – oder Schokoladenkuchen.
Es sind die Momente, in denen ich die Rezepte meines Großvaters und Vaters heute an unsere eigenen Kinder weitergebe, die uns zu BdN inspiriert haben.
Es sind die Momente der live Konzerte und die Sessions mit unseren Freunden hier in Frankreich und in Deutschland, die Lebensgeschichte eines jeden, die langen Nächte in den Jazz Clubs in NYC, die mit einem blueberry pancake und einem frisch gepressten Orangensaft im ersten Sonnenlicht enden.
Hier bei ‘Bouillon de Notes’ möchten wir diese Momente durch die bunten Noten der Musik und des Geschmacks mit anderen teilen.